Der Schmetterling des Jahres 2019 war der Schachbrettfalter (Melanargia galathea).
Aber für mich gab es in diesem Jahr noch einen zweiten Falter, der diese Auszeichnung verdient hat:
Den Distelfalter (Vanessa cardui).
Der Distelfalter ist ein Schmetterling aus der Familie der Edelfalter (Nymphalidae)
Er erreicht eine Flügelspannweite von 45 – 60 mm.
Eine Raupen wird ca. 40 mm lang.
Bevorzugt fressen die Raupen Disteln. Es werden aber auch andere Pflanzen gefressen. ZB: Kürbisgewächse, Korbblüter, Malvengewächse manchmal auch Brennnesseln …
Die Falter selbst findet man oft beim Saugen an Distelblüten, Rotklee und dem Schmetterlingsflieder.
Die Bevorzugung der Disteln ist für diese Art dann auch namensgebend gewesen.
Der Distelfalter gehört zu den wenigen Schmetterlingsarten, die fast über den ganzen Erdball verbreitet sind. Man findet sie in Europa, Nordamerika, Asien und Australien.
Sie kommen bis in einer Höhne von ca. 3000 m vor,
Ihr Heimatgebiet liegt aber in den subtropischen Steppengebieten.
Der Distelfalter ist ein Wanderfalter.
Wanderfalter sind Schmetterlinge, die aus Reproduktionsarealen (Bereich, in dem sich eine bestimmte Art vorwiegend oder ausschließlich vermehrt) gezielt über längere Strecken wandern. Der Admiral (Vanessa cardui) ist zB. auch ein Wanderfalter.
Der Distelfalter überwintert zumeist im subtropischen und tropischen Afrika. Von dort aus fliegt er im Spätwinter ans Mittelmneer. Hier bildet sich dann die nächste Generation. Diese fliegt dann Ende Mai/Anfang Juni weiter nach Norden. Dies kann bis in den Juli hinein geschehen.
In seinen Ursprungsgebieten kommt der Distelfalter das ganze Jahr über vor. Je nachdem, wie der Sommer in unseren Breiten verläuft, bilden sich in der Regel zwei Generationen. Diese fliegen von Juli bis August und von September bis Oktober. Die Raupen dieser Generationen findet man von Juni bis Juli und von August bis September.
In warmen Sommern kann sich vor allem in den südlichen Regionen Anfang August eventuelle eine dritte Generation bilden. Diese fliegen dann südwärts. In Südeuropa können diese dann evtl. eine vierte Generation bilden.
Ende März 2019 kamen aus Israel, dem Libanon und Zypern erste Meldungen über einen Einflug von vielen Millionen Faltern. Dies war ein erster Hinweis darauf, das auch in Europa ein Masseneinflug erfolgen könnte. Der letzt Masseneinflug fand 2009 statt.
Meist erfolgt diese Einwanderung direkt über die Sahara nach Norden.
2019 erfolgte die Einwanderung zu großen Teilen über Arabien/Israel in Richtung Norden.
Im Iran hatte sich im Süden des Landes eine Spätwinter/Frühjahrsgeneration gebildet, die im Mai die im Norden gelegene Hauptstadt Teheran erreichte.
Auch aus dem Kaukasus und Mittelasien wurden wandernde Distelfalter gemeldet.
Ebenfalls aus den USA (Kalifornien) kamen Meldungen über Wanderungen. Hier wanderten die Falter allerdings von Mexiko ein. 2019 scheinen also in den subtropischen Gebieten optimale Bedingungen für diese Art gewesen zu sein.
Der Einflug in Europa konzentrierte sich auf eine östliche Route. Über Israel (von wo aus ja auch die ersten Meldungen kamen), Zypern und dem Balkan.
Dementsprechend erfolgte auch in Deutschland der Einflug über den Osten. Laut TMD (Tagfalter-Monitoring Deutschland) erfolgten erste Beobachtungen ab den 20.05.2019 im östlichen Brandenburg. Im Raum Berlin tauchte der Falter dann ab dem 22.05. auf. Bremen meldete ab dem 27.05. Beobachtungen.
Die Schutzstation Wattenmeer berichtete von zahlreichen Faltern, die sich ab den 06.06. vor dem Weiterflug an der Nordseeküste „stauten“.
Die Flugrichtung wurde überwiegend mit WNW angegeben
Auch über die übliche Südwestroute fand die Einwanderung statt, wie erste Meldungen aus Rheinland-Pfalz am 31.03.2019 belegten. Diese war aber, wie schon erwähnt nicht so gravierend, wie die Ostroute.
Auch Skandinavien, England und Island erreichten die Distelfalter.
Verteilt über die Generationen eines Jahres können diese Falter dann von der Sahelzone bis nach Island fliegen. Dies sind ca. 7000 km!
Der längste nachgewiesene Wanderflug eines Falters einer Generation betrug übrigens ca, 4000 km!
Warum erfolgen denn nun solche Masseneinwanderungen?
Wenn in den Ursprungsgebietenden den Winter über, oder im zeitigem Frühjahr sehr viel Regen fällt, kann es zum Massenwachstum der Raupenpflanzen kommen. Hauptsächlich sind dies Disteln und Brennnesseln.
2009 kam dies in Marokko vor.
2019 war dies in Saudi Arabien der Fall. Deswegen erfolgte die Einwanderung in diesem Jahr auch über das östliche Mittelmeer.
Auf jeden Fall sind solche Naturphänomene faszinierend!
Quellen:
Helmholtz Zentrum für Umweltforschung UFZ