Strenger Winter = Weniger Insekten?

Ich höre es immer wieder, oder werde danach gefragt…
Einen Vorteil haben die Minusgrade! Nächstes Jahr haben wir weniger Insekten!
Ähm….neeeeeeeinnnn….


Ein strenger Winter hat nicht zur Folge, das im nächsten Jahr weniger Mücken oder andere Insekten fliegen!

Im Gegenteil! Ein milder, feuchter Winter ist für sie gefährlicher!

Viele Insekten verbringen die Winterzeit als Ei, Larve oder Puppe. Sie sorgen dann im nächsten Jahr für Nachwuchs und damit für den Fortbestand ihrer Art. Wenn Frost ihnen was anhaben könnte, dann wäre dieser Fortbestand gefährdet! Die Insekten sind also dafür “gemacht”, den Winter zu überstehen!

Bei einsetzender Kälte reduzieren die Insekten ihre Körperfunktionen. Sie fallen in eine Winterstarre. Viele Arten haben auch eine Art Frostschutzmittel im Körper. Sie überwintern dann unter Baumrinden, unter der Erde oder in Gebäuden.

Gefährlich wird es, wenn nach einer längeren Kälteperiode die Temperaturen ansteigen und später dann wieder ein Kälteeinbruch kommt. Die Körperfunktionen wurden dann schon wieder “hochgefahren” oder das Insekt ist schon wieder aus der Winterstarre erwacht. Jetzt können sie sich nicht mehr schnell genug anpassen. Sie erfrieren.
Ist der Winter zu mild und feucht , können sich Pilze entwickeln, die die Insekten befallen. Sie können auch anfangen zu schimmeln.

Die Hausmücken überwintern unter anderem auch in unseren Wohnungen. Die Eier der Mücken überwintern im Schlamm eines Gewässers. Marienkäfer mögen es im Winter gesellig und überwintern in einer Gruppe unter der Baumrinde. Die Libellenlarven überwintern auf dem Grund eines Gewässers, zB unseren Garteneichen. Im Laufe des Jahres entwickeln sich dann die verschiedenen Libellenarten. Die Späte Adonislibelle (Ceriagrion tenellum) fliegt zB von Mai bis September.

Späte Adonislibelle (Ceriagrion tenellum)

Die Grüne Stinkwanze (Palomena prasina) überwinter Adult. Sie suchen sich geschützte Plätze. ZB. auch unsere Häuser/Wohnungen.

Grüne Stinkwanze (Palomena prasina)

Die Insekten, die adult überwintern haben den Vorteil, das sie sich im nächsten Jahr nicht erst aus einem Ei oder eine Larve/Puppe fertig entwickeln müssen. Sie können sofort daran gehen, den Bestand ihrer Art zu sichern.

Von den ca. 180 Tagfalterarten, die es in Deutschland (noch) gibt, überwintern sechs Arten Adult. Sie suchen sich im Herbst in der Natur geschützte Stellen wie hole Bäune oder Hölen. Auch Gebäude wie Ställe oder Garagen werden angeflogen. Bei mir überwinterten im letzten Jahr drei Tagpfauenaugen (Aglais io) im Schleiereulenkasten.
Bei der ersten größeren Erwärmung in Frühjahr (gelegentlich einige Arten aber auch schon im Januar/Februar) kann man diese überwinternden Arten dann wieder fliegen sehen.
Den Winter überstehen sie mit Hilfe von Glycerin, Sorbit und Eiweißen. Der Gefrierpunit der Köperflüssigkeit wird dabei derart gesenkt, das auch Temperaturen von -20 Grad ihnen nichts anhaben können

Neben dem Tagpfauenauge (Aglais io) überwintern Adult:

– Zitronenfalter (Gonepteryx rhamn)
– Kleiner Fuchs (Aglais urticae)
– Großer Fuchs (Nymphalis polychloros) Schmetterling des Jahres 2018!
– C-Falter (Polygonia c-album)
– Trauermantel (Nymphalis antiopa)

C-Falter (Polygonia c-album)

Admiral (Vanessa atalanta)

Einige Nachtfalterarten fliegen sogar erst, wenn die Temperaturen kälter werden. Die Frostspanner. Hier habe ich einen Blog über den Kleinen – und den Großen Frostspanner geschrieben.

Auch wenn der Winter das Land momentan noch fest im Griff hat und die Temperaturen nachts im zweistelligen Minusbereich sind….Lange dauert es nicht mehr und wir sehen den ersten Zitronenfalter durch unseren Garten fliegen…

Zitronenfalter (Gonepteryx rhamni)
Männchen

 

 

 

 

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